Orgelglossar - Orgelförderverein

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Die Orgel
Orgelglossar

Abstrakte
Abstrakte übertragen beim Orgelspiel bei mechanischer Traktur den Tastendruck zu den Ventilen der einzelnen Pfeifen. Das dünne, aus Holz oder Metall gefertigte Stück wird durch das Drücken der Tasten bewegt und bringt so die Kraft des Fingers über Winkel vom Spieltisch zum Ventil in der Tonkanzelle. Dieses Ventil öffnet sich spürbar und der Ton erklingt.

Bourdon
Gedecktes 32'-, 16'- oder 8'-Register, im französischen Raum als Bourdon Bezeichnung für Gedackt. Während in mittel-, west- und süddeutschen Orgeln auf Basis eines 8'-Prinzipals oftmals ein 16'-Bordun im Hauptwerk disponiert ist, so findet sich in norddeutschen Orgeln an dieser Stelle für gewöhnlich eine Quintadena.

Choralbaß meist Prinzipalregister, fast immer 4'-Lage im Pedal

Flauto
Labialregister weiter Mensur aus Holz oder Metall, 16'- bis 2'-Lage, sehr viele verschiedene Bauformen möglich

Gemshorn
konische Pfeifen (Holz oder Metall), 16'- bis 2'-Lage, der Klang liegt zwischen Prinzipalen und Flöten, und ist je nach Stilrichtung hornig, leicht streichend (Romantik) oder weicher Flötenklang (Renaissance, Nachahmung des gleichnamigen Blasinstruments)

Mixtur
... eine Klangkrone (siehe auch Scharff und Zimbel), meistens nur aus Oktaven und Quinten bestehend, im süddeutschen und vereinzelt im mitteldeutschen Raum sind auch terzhaltige Bauformen anzutreffen.

Nasard
weit mensuriertes, oft gedeckt oder als Rohrflöte gebautes Quintregister 22/3'

Oktave
(in höheren Lagen auch: Superoktave, Oktävchen) Prinzipalregister in höherer Lage als der Prinzipal des entsprechenden Werkes, (Oktave 8' wenn Prinzipal 16'), 16' bis 1'

Prinzipal
Die Prinzipale (oder Principale, engl.: (open) diapason, frz.: Montre, span.: Flautado) sind wichtige Orgelregister und bilden den Kernbestand jeder Orgel. Sie bestehen aus zylindrisch offenen Labialpfeifen mittlerer Mensur. Selbst Kleinorgeln (Positive) enthalten in aller Regel mindestens ein Prinzipalregister, das aber wegen des begrenzten Platzes oft in 4'- oder 2'-Lage steht. Die Schreibweise Prinzipal wurde hauptsächlich in der späten Romantik und im Neobarock verwendet, im Barock und auch heute wird wieder vermehrt die Form Principal verwendet.

Quinte
weit mensuriert ein Aliquotregister zu 5 1/3', 2 2/3' oder 1 1/3', zur Bildung akustischer Register zu 21 1/3' oder 10 2/3' im Pedal, prinzipalisch mensuriert als 22/3' oder 11/3' zum Prinzipalchor gehörend.

Rohrflöte
halbgedecktes Labial-Register, auf den Deckel des Hutes ist ein Röhrchen gelötet, welches die charakteristische Aufhellung der Klangfärbung bewirkt, meist 8' oder 4'

Sifflet
Flötenregister mit meist zylindrischen Pfeifen, welches nur in den hohen Tonlagen von 2' und 1' vorkommt, scharfer und durchdringender Ton

Subbaß
Der Subbass ist ein meistens gedacktes Labialregister zu 16' oder 32' im Pedalwerk der Orgel. Die offene Bauweise ist selten. Die Pfeifen sind meistens aus Holz gefertigt. Der Klang ist rund und grundtönig, sehr obertonarm, "dunkel" und "unbestimmt".

Superoktave
Bezeichnung für ein 1'- oder 2'-Prinzipalregister, wenn in einem Werk bereits tiefere Prinzipalregister vorhanden sind, ist streng genommen die Oktave über der Oktave, also z. B. Prinzipal 8', Oktave 4', Superoktave 2'.

Terz
Die Terz (Tertia, Tierce) ist ein meist offenes, weit mensuriertes Labialregister, das den 5. Teilton erklingen lässt. Sie hat daher Fünftelfußmaß. Am häufigsten ist die Terz 13/5', in großen Orgeln steht im Hauptwerk oft auch eine Terz 31/5' (frz.: Grosse Tierce). Die Terz wird normalerweise für Soloregistrierungen verwendet.

Traktur
Als Traktur bezeichnet man bei der Orgel einerseits die Verbindung zwischen den Tasten und den Spielventilen (Spieltraktur oder Tontraktur) und andererseits das System zum Ein- und Ausschalten der Register (Registertraktur).

mechanische Spieltraktur
Die älteste und ursprüngliche Art ist die mechanische Spieltraktur. Diese hat von der Gotik bis zur heute (wieder) gebauten Form eine lange Entwicklungsgeschichte. Früheste Tontrakturen waren nicht für schnelles Spiel gedacht und geeignet und glichen eher der heutigen Registermechanik. Bei der mechanischen Traktur wird jede Taste der Klaviatur über verschiedene mechanische Elemente mit dem zugehörigen Tonventil verbunden. Die Mechanik setzt sich zusammen aus Abstrakten, die die Bewegung durch Zug horizontal oder vertikal übertragen, sowie aus Winkeln und Wellen, die auf sogenannten Wellenbrettern zusammengefasst werden und die Bewegung, wenn benötigt, in verschiedene Richtungen umleiten. Abstrakten bestehen meist aus sehr dünnen "Holzstreifen" (etwa 10 mm breit und 1 mm dick). Zeitweise wurden gelegentlich auch anderen Materialien wie Aluminium- oder Messingdraht oder Stahllitze (Seilzugtraktur) benutzt. Bei Druckbeanspruchung können statt der Abstrakten auch Stecher aus dünnen Holz- oder Metallstäben verwendet werden. Die Wellen des Wellenbretts wurden früher meist aus Holz gefertigt, aber auch Eisenwellen sind keine ausschließlich moderne Neuerung. Heute werden auch industriell gefertigte Stahl- oder Aluminiumrohre eingesetzt. Diese haben den großen Vorteil, bei relativ kleinem Durchmesser und damit in der Summe relativ kleinem Wellenbrett deutlich verwindungssteifer als Holzwellen zu sein, welche deutlich dicker sein müssten.^

mechanische Registertraktur
Bei der mechanischen Registertraktur wird durch das Ziehen oder durch das Zurückschieben eines Registerzugs eine Mechanik aus Zugstangen und Wellen bewegt, die bewirkt, dass die Schleife in der Windlade verschoben wird und so ein bestimmtes Register der Orgel spielbar wird. Früher wurden Zugstangen und Wellen fast ausschließlich aus Holz hergestellt, besonders die Wellen mussten dann bei größerer Länge relativ dick sein (etwa 5 cm oder mehr). Oft werden daher heute auch Metallwellen verbaut, die bei deutlich geringerer Dicke ebenso verwindungssteif sind.

Hängende Traktur
Bei dieser Trakturart sind die Winkel unter der Windlade nicht fixiert, sondern freischwebend. Man spricht auch von "selbstregulierender" Traktur

Transmission
Aus einer vorhanden Pfeifenreihe wird in diesem Verfahren mehr als ein spielbares Register gewonnen.

Tremulant
Der Tremulant (v. lat. tremulus "zitternd") ist bei der Orgel eine Vorrichtung, die für bestimmte Werke den Luftstrom (Wind) periodisch variiert. Dadurch verändert sich die Stärke des Tons und auch die Tonhöhe, der Ton schwingt oder bebt, ähnlich einem Vibrato. Verwendet wird der Tremulant vor allem, um eine einzelne Stimme, den Cantus firmus, gegenüber den Begleitstimmen herauszuheben.
Eine mögliche Bauform ist der Kanaltremulant, bei dem eine in den Windkanal eingebaute federnde Holz- oder Lederklappe den Wind in Schwingungen versetzt. Dom Bedos nennt diese Variante tremblant doux.

Trompetenbaß
Zungenregister mit natürlich langen trichterförmigen Bechern in 16'-, 8'- oder 4'-Lage, im Pedal auch 2' oder 1', dann meist Kornett genannt, fast in jedem Hauptwerk gebaut, schmetternder, lauter Klang, insbesondere bei französischer oder spanischer Intonation.

Schwellwerk
Der Begriff Schwellwerk bezeichnet ein Teilwerk einer Orgel. Die Pfeifen dieses Teilwerkes befinden sich in einem verschlossenen Holzkasten, dem Schwellkasten, dessen Vorderseite sich mit Hilfe verschiedener Techniken öffnen und schließen lässt. Bisweilen können ebenfalls die Schmalseiten und die Oberseite geöffnet und geschlossen werden. Die Bedienung erfolgt durch das Öffnen und Schließen der Jalousien über einen Fußregler, den Schwelltritt.
Mit Hilfe des Schwellwerks lässt sich die sonst unveränderbare Dynamik einzelner Register oder Registerkombinationen verändern, und die Starrheit eines Teilwerkes kann weitgehend aufgehoben werden. Geschlossene Schwelltüren dämpfen das hohe Obertonspektrum stärker als die tiefer liegenden Teiltöne, so dass neben der dynamischen Wirkung auch eine Änderung der Klangfärbung auftritt. Ein Tutti der im Schwellkasten befindlichen Register bei geschlossenen Jalousien bildet ein kraftvolles, wenngleich verhaltenes Klangspektrum, dessen Dynamik sich beim Öffnen des Schwellkastens steigert und etwas geradezu Majestätisches an sich hat.

Vallotti Francesco Antonio
(* 11. Juni 1697 in Vercelli; † 10. Januar 1780 in Padua) war ein italienischer Komponist, Musiktheoretiker und Organist. Vallotti wurde zunächst Schüler von Giovanni Ambrogio Bissone, Kapellmeister an St. Eusebius in Vercelli. 1716 trat er dem Franziskanerorden bei und wurde 1720 Priester. 1722 übernahm er eine Organistenstelle in Padua und wurde 1730 Kapellmeister dort als Nachfolger von Antonio Calegari (1656-1742), bei dem er vermutlich vorher studiert hatte. Diese Position behielt er für 50 Jahre. Unter ihm war ab 1730 der Violinvirtuose und Theoretiker Giuseppe Tartini Konzertmeister. Georg Joseph Vogler (Abbé Vogler) lernte bei Vallotti. Vallotti befasste sich mit einem breiten Spektrum des theoretischen Wissens seiner Zeit und stand in regem Kontakt mit vielen Kollegen wie Calegari, Vogler, Lambert, Tartini.
"Berücksichtigt man Calegaris frühe, wohl unabhängig von Rameau unternommenen Studien zur Akkordinversion, die zwar nicht publiziert wurden, aber auf seinen Ordensbruder Vallotti einwirkten, und zählt man die gemeinsame Arbeit mit Tartini hinzu, ergibt sich ein vielfältiges Spektrum norditalienischer Theoriebildung in den 1750er bis 1770er Jahren, das Anschauungen Zarlinos mit neuen akustischen Erkenntnissen in Verbindung brachte und mit dem Vogler in Berührung kam. Vallotti selbst hatte das Verhältnis von Musik und Mathematik reflektiert..." (Sebastian Klotz)
Kurz vor seinem Tod erschien Vallottis Hauptwerk: Della scienza teorica e pratica della moderna musica (Über die wissenschaftliche Theorie und Praxis der modernen Musik). Seine Bedeutung besteht heute vor allem als Namensgeber der Vallotti-Stimmung, die er zwar nicht erfunden, aber als erster dokumentiert hat, und die heute eine weit verbreitete Stimmung im Bereich der historischen Aufführungspraxis darstellt.

Windlade
Die Windlade ist der Teil einer Orgel, auf der fast alle Pfeifen aufgestellt sind und durch sie mit Wind versorgt werden. An der Windlade enden die Spiel- und die Registertraktur. Die Windlade ist dadurch der Teil der Orgel, der es regelt, dass nur jene Pfeifen klingen, für die das zugehörige Register eingeschaltet (gezogen) ist sowie gleichzeitig die zugehörige Taste gedrückt ist.
Die Pfeifen sind systematisch auf ihr angeordnet. In der einen Richtung (oft parallel zur Gehäusefront) stehen alle Pfeifen eines Registers (einer Klangfarbe in einer bestimmten Fußtonlage) in einer Reihe. Dazu im 90-Grad-Winkel betrachtet (also oft von vorne nach hinten gesehen) stehen alle Pfeifen in eine Reihe, die beim Drücken einer bestimmten Taste erklingen, sofern auch die betreffenden Register eingeschaltet sind. Durch die Überlagerung beider Ebenen ergibt sich eine Art Koordinatensystem, in dem jeder Pfeife vom Grundsatz her ihr Platz auf den Zentimeter genau vorgegeben ist.
Der Einfachheit halber war und wird von der "Windlade" im Singular gesprochen. Nur sehr kleine Orgeln kommen jedoch mit einer einzigen Windlade aus. Fast alle etwas größeren Orgeln haben mehrere Windladen. Im Regelfall benötigt man für jedes Manualwerk mindestens eine eigene Lade, ferner mindestens eine weitere für das Pedalwerk.  
 
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